Ein veränderlicher Gott
Die Vorstellung von einem Fortschritte machenden Gott war eine natürliche Folge der Lehre von der Vielheit der Götter. Apostel Orson Hyde machte folgende Bemerkung: „Denken Sie daran, dass Gott, unser himmlischer Vater, vielleicht einmal EIN KIND und STERBLICH wie wir selbst war, und er STIEG SCHRITT FÜR SCHRITT auf der Skala des Fortschritts in der Schule des Fortschritts empor, er bewegte sich vorwärts und überwand, bis Er den Punkt erreichte, wo Er jetzt ist.“ (Journal of Discourses, Bd. 1, S. 123)
Brigham Young, der zweite Präsident der Mormonenkirche, machte folgende Aussage: “Wir sind oder könnten jetzt so vollkommen in unserer Sphäre sein, wie Gott und die Engel in ihrer Sphäre, aber DIE GRÖSSTE EXISTIERENDE INTELLIGENZ KANN FORTWÄHREND IN GRÖSSERE HÖHEN DER VOLLKOMMENHEIT AUFSTEIGEN.“ (Journal of Discourses, Bd. 1, S. 93)
Wilford Woodruff, der der vierte Präsident der Mormonenkirche wurde, machte folgende Aussage: “GOTT SELBST NIMMT AN ERKENNTNIS, MACHT UND HERRSCHAFT ZU UND MACHT FORTSCHRITTE, UND ER WIRD ES WEITERHIN TUN, WELTEN OHNE ENDE.“ (Journal of Discourses, Bd. 6, S. 120)
Diese Idee von einem Fortschritte machenden und veränderlichen Gott ist sehr verschieden von der Vorstellung von dem Gott, der in der Bibel und im Buch Mormon gelehrt wird. In Maleachi 3:6 lesen wir: „DENN ICH BIN DER HERR, ICH ÄNDERE MICH NICHT…“ Im Buch Mormon S. 487, Vers 18 finden wir folgende Aussage: „Denn ich weiß, dass Gott weder ein parteiischer Gott NOCH EIN VERÄNDERLICHES WESEN ist, SONDERN ER IST VON EWIGKEIT ZU EWIGKEIT UNVERÄNDERLICH.“
Während Brigham Young und andere Führer der Mormonenkirche offen die Buch-Mormon-Lehren, dass Gott „unveränderlich“ ist, verwarfen, hatte Orson Pratt Schwierigkeiten, diese neuen Lehren zu akzeptieren. Obwohl er die Idee von einer Vielheit der Götter akzeptierte, schien er nicht zu glauben, dass sie an Erkenntnis wachsen:
„Der Vater und der Sohn machen IN BEZUG AUF WISSEN und Weisheit KEINE FORTSCHRITTE, weil sie schon alle vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Dinge wissen... Nun wünschen wir klar verstanden zu werden, dass jeder dieser persönlichen Götter ZUSAMMEN MIT DEN ÜBRIGEN GLEICHES WISSEN hat; ES GIBT KEINEN UNTER IHNEN, DER DEN ANDEREN AN WISSEN VORAUS IST; obwohl einige von ihnen seit Millionen von Jahren Götter gewesen sein mögen, so wie es Staubteilchen im Universum gibt, so gibt es dennoch keine Wahrheit, dass sie mehr wissen als jeder andere Gott. SIE SIND AN KENNTNIS UND AN WEISHEIT ALLE GLEICH UND BESITZEN ALLE WAHRHEIT; KEINER DIESER GÖTTER MACHT FORTSCHRITTE AN KENNTNIS, auch können sie beim Erwerb irgendeiner Wahrheit keinen FORTSCHRITT machen.
98. Einige sind so weit gegangen, dass sie sagen, dass alle Götter in der Wahrheit Fortschritt machen und in alle Ewigkeit weiter Fortschritte machen, und dass einige den anderen weit voraus wären; aber lassen Sie uns für einen Augenblick die ABSURDITÄT einer solchen Vermutung untersuchen... Haben wir irgendein Recht zu sagen, dass es einen grenzenlosen Ozean an Materie gibt, die unter solch höheren Gesetzen wirkt, dass keiner der Götter aller Zeitalter der Ewigkeit in der Lage sein kann, sie zu verstehen? Wir sollten wissen wollen, welcher Gesetzgeber, solche höheren Gesetze gab?... Dies ist die große Absurdität, die der vagen Vermutung entspringt, dass es einen endlosen Fortschritt an Kenntnis unter den Göttern gibt. Solch eine Vermutung ist nicht nur extrem ABSURD, sondern sie steht in DIREKTEM WIDERSPRUCH zu dem, was offenbart ist.
99. Wir werden nun aus den Offenbarungen zeigen, die durch JOSEPH, den SEHER, gegeben wurden, dass Gott und sein Sohn, Jesus Christus, alle Kenntnis besitzen, und dass es für sie keine Wahrheit mehr zu lernen gibt...“ (The Seer, S. 117-118)
Brigham Young war mit Orson Pratt offen anderer Meinung über diesen Punkt. In einer Predigt, die am 13. Jan. 1867 im Tabernakel gegeben wurde, erklärte Brigham Young: „...Bruder Orson Pratt hat theoretisch die Fähigkeit Gottes eingeschränkt. Gemäß seiner Theorie, kann Gott in Erkenntnis und Macht nicht weiter fortschreiten, aber der GOTT, DEM ICH DIENE, MACHT EWIG FORTSCHRITTE und ebenso seine Kinder: Sie werden in alle Ewigkeit WACHSEN, wenn sie glaubenstreu sind.“ (Journal of Discourses, Bd. 11, S. 286)
J. M. Grant, ein Mitglied der Ersten Präsidentschaft unter Brigham Young, machte folgende Aussage in Bezug auf Orson Pratts Lehren über die Götter: „...Orson Pratt fing theoretisch seine Götter mit dem Lasso; sein Aktionsradius ist nur so weit, wie das Seil reicht. MEIN GOTT IST NICHT MIT DEM LASSO EINGEFANGEN.“ (Journal of Discourses, Bd. 4, Seite 126)
Es ist interessant, dass die Mormonenkirche in Bezug auf dieses Thema immer noch über dieses Thema gespalten ist. Joseph Fielding Smith, der zehnte Präsident der Mormonenkirche ergriff Partei für Orson Pratt indem er erklärte, dass Gott in Bezug auf Wissen keinen Fortschritt macht:
„FALSCHE MEINUNGEN ÜBER GOTTES FORTSCHRITT: „Es erscheint mir sehr seltsam, dass Mitglieder der Kirche an der Lehre festhalten wollen, dass ‚Gott an Erkenntnis zunimmt, so wie die Zeit fortschreitet.’ … Wo hat der Herr uns je offenbart, dass es ihm an Wissen mangelt? Dass er ständig neue Wahrheit lernt und neue Gesetze entdeckt, die ihm unbekannt sind? Ich denke, diese Art der Lehre ist SEHR GEFÄHRLICH...
WILL GOTT SICH SELBST VERNICHTEN? Ich kann nicht begreifen, dass Gott in seiner Vollkommenheit Zeit aufwenden muss, um Gesetze und Wahrheit zu entdecken, die er nicht kennt. Solch ein Gedanke ist mir zerstörerisch, nicht fortschrittlich. Sollte es Wahrheit geben, die Gott noch nicht entdeckt hat. Wann mag er sie entdecken und, wie ein Chemiker, der bestimmte Elemente zusammenmischt und sich in die Luft jagt, wann wird der Allmächtige versteckte Wahrheit oder Gesetze finden, die alles zerschmettern werden? Besteht nicht die Gefahr, dass eine andere Person eine größere Wahrheit, als unser Vater kennt, entdecken kann? Wen dies der Fall sein könnte, was würde aus Gott werden?“ (Doctrines of Salvation, Bd. 1, S. 7, 8 und 10)
„Unser Vater im Himmel ist unendlich, er ist vollkommen; er besitzt JEDE KENNTNIS UND WEISHEIT.“ (Ebenda, Bd. 2, S. 34)
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